Retla_01A Senioren mit Dinosaurier
Retla_01B Senioren am Lagerfeuer
Retla - Senioren Rollstuhl im See

Urlaubsgeld für alte Menschen

Das BRK Seniorenheim in Ludwigsstadt fährt jedes Jahr einmal mit seinen Bewohnern in den Urlaub. Die Begeisterung der Urlauber ist groß, die Kasse eher knapp. Retla unterstützt diese Fluchten aus dem Alltag finanziell. So fühlt sich Leben im Alter richtig gut an.

15 Rollstühle stehen im seichten Wasser des Forggensees im Allgäu. Die Fahrerinnen und Fahrer haben die Hosenbeine hochgekrempelt, manch eines wird nass. Pure Lebensfreude statt Alltagstrott in einem Alten- oder Pflegeheim. Eine Woche Urlaub, den Bewohnern des BRK Seniorenheim Ludwigsstadt langt das für ein Jahr, davon zehren sie. Mittendrin im Leben statt außen vor – Retla gibt einen Zuschuss, damit auch die, die nicht einmal eine kleine Summe übrighaben, mit auf große Fahrt gehen können.

Die begeisterten Urlauber sitzen zusammen mit dem Einrichtungsleiter Peter Schulz in einem Nebenraum des Seniorenheims. Retla ist zu Besuch, möchte sich ein Bild machen von der Einrichtung, dem Geist dort, der Sinnhaftigkeit des Projektes, der Wirkung solcher Ferienaufenthalte. Schnell wird klar, es geht um Teilhabe an einem normalen gesellschaftlichen Leben, um neue Energie und die Lust am Dasein.

„Letztes Jahr bin ich einen Tag bevor wir losfahren wollten ins Krankenhaus gekommen, da war ich schon sehr traurig.“ Fredi Thomas strahlt, weil es dank Retla auch in diesem Jahr möglich sein wird, loszuziehen, auch für ihn. Geplant ist die Senftenberger Seenplatte. Die Ziele liegen fast immer irgendwo in Deutschland. „Auf der Reeperbahn in Hamburg war es schon fast am schönsten“, grinst Fredi Thomas. Und, mit 15 Rollstühlen sind die älteren Herrschaften an sich schon eine Attraktion – überall.

Die Organisation beginnt früh mit der Suche nach einem attraktiven Ziel und günstigen Unterbringungsmöglichkeiten. „Nicht immer sind sie wirklich behindertengerecht, aber wir schaffen das trotzdem irgendwie“, so Einrichtungsleiter Peter Schulz, „es muss halt preiswert sein.“ Ein logistischer Kraftakt, immer dabei eine Hebebühne und mehrere Kleinbusse. Ein Transporter fährt voraus, mit Lebensmitteln, mit Grill und allem, was man so braucht. Zur Begrüßung der Urlauber gibt es einen kleinen Sektempfang. Weil Vollpension zu teuer ist, wird vor allem abends meist selbst gekocht, für den Koch des Seniorenheims Ehrensache – und jeder der kann, packt mit an.

Die Seniorinnen und Senioren haben alle einen eigenen Betreuer dabei. Da fährt jeder mit, der sich die Zeit nehmen kann, von der Raumpflegerin oder dem Hausmeister über Helfer in der Küche bis zum Leiter, ehrenamtlich selbstverständlich. Das schweißt zusammen, die Mitarbeiter und die alten Damen und Herren, das spiegelt sich wider im Alltag im Heim in Ludwigsstadt, der Umgang miteinander ist geprägt von respektvoller Nähe. So fühlt sich Leben im Alter gut an.

Es sind sinnliche, eindrucksvolle Urlaubstage, voller Erlebnisse – mit Ausflügen zum Hundertwasserhaus in Magdeburg zum Beispiel oder in den Bundestag, mit Lagerfeuer, köstlichem Essen und fröhlichem Beisammensein. Den Besuch in der Nordhäuser Traditionsbrennerei fanden sie auch alle gut. „Irgendwie waren das wirklich nur kleine Pröbchen dort“, meint Hannelore Böhme heiter. „Und trotzdem, einen Kleinen sitzen hatte ich schon.“ „Wir sind ja auch ein Altenheim mit normalen Menschen und kein Kloster“, so Peter Schulz.

Retla hilft, weil diese Tage so voller Leben sind.

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